Mein bisheriges Autofahrerleben. Über den Testfahrer Dietmar H.
Da ich in der ehemaligen DDR aufgewachsen bin, habe ich praktisch zwei vollkommen verschiedene Autofahrerleben.
Den LKW-Führerschein machte ich 1985 während meiner Lehrausbildung auf der Stralsunder Schiffbauwerft bei der "Gesellschaft für Sport und Technik". Heute würde man diese Organisation als paramilitärisch bezeichnen. Damals habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Entscheidend war für mich nur, dass ich für 65 Mark (sogenannte Alu-Chips, also die Währung der DDR) meinen Führerschein bekam. Eine Anmeldung bei einer normalen Fahrschule hätte etwa zwei Jahre Wartezeit mit sich gebracht und ich hätte mindestens 1.000 Mark hinlegen müssen. So kam ich also schnell und sehr kostengünstig zu meinem LKW-Führerschein.
Übrigens habe ich diesen Führerschein heute noch. Wenn man ihn sich anschaut und ihn mit der heutigen Einteilung der Fahrzeugklasse vergleicht, so war die DDR zumindest in diesem Punkt der Bundesrepublik voraus. Den Motorradführerschein hatte ich bereits 1982 gemacht.
Ich war zwar nun stolzer Besitzer eines Führerscheins, an ein eigenes Auto war aber nicht zu denken. Bei einem Lehrlingsgehalt von 125 Mark und 10.000 Mark für einen 10 Jahre alten Trabant stand dieses außer Frage. Ich konnte nun aber den Trabant 601 meiner Eltern nutzen. Diesen Trabant habe ich noch heute. Dazu aber später etwas.
Es war in der DDR der ersten Bürgerpflicht, am 18. Geburtstag zur KFZ-Anmeldestelle zu gehen und sich einen Pkw zu bestellen. Je nach Fahrzeugtyp lagen die Wartezeiten zwischen 12 Jahren für einen Trabant und 16 bis 20 Jahren für einen Lada. Genaue Lieferzeiten bekam man natürlich nicht mitgeteilt. Ich bestellte einen Skoda. Auf Grund der langen Lieferzeiten war natürlich der genaue Typ bei der Bestellung unwichtig, da ja niemand wusste, welches Modell in etwa 15 Jahren gebaut wird. Dazu bekam ich eine Pappkarte, die mit den Jahren starken Wertzuwachs erfahren sollte. Es wäre ein Traum für jeden heutigen Börsenmakler, kein Geld zu investieren, also kein Verlustrisiko — und nach 10 bis 15 Jahren je nach Fahrzeugtyp nur für diese Bestellkarte zwischen 10.000 und 20.000 Mark zu bekommen.
Ich kam dann doch schneller als erwartet zu einem eigenen Pkw. Es war ein Wartburg 311.
Zu Silvester 1985 wollte ich mit meinen Kumpels ordentlich feiern. Ich borgte mir also den
Trabant Kombi von meinen Eltern und wir wollten alles für die Party einkaufen. Es wurde meine erste Fahrt bei Eisglätte. Leider endete diese auf Grund meiner fehlenden Fahrpraxis am Baum. Der Trabbi war hinten rechts eingedrückt und nicht mehr fahrbereit.
Meine Eltern hatten zwar eine Vollkaskoversicherung, aber da der Trabbi eine komplett neue Karosserie brauchte, wurde uns eine Lieferzeit von etwa zwei Jahren avisiert. Mit Schuldgefühlen beladen kratzte ich meine bis dahin gesparten 3.000 Mark (hatte ich als Schüler durch Arbeit in der Landwirtschaft und von meinem Lehrlingsgeld) zusammen. Ich bot meinen Eltern an, bis zur Reparatur des Trabbis gemeinsam ein altes Auto zu kaufen. So war also der Wartburg 311 der erste auf mich zugelassen Pkw, der aber nicht mir allein gehörte.
Wie der Zufall es wollte, bekamen meine Eltern dann im August 1986 einen neuen Trabbi, da ihre Bestellung ausgeliefert wurde. Den Anteil meiner Eltern am Wartburgkauf stotterte ich nach der Lehrausbildung ab. Im Dezember 1988 erhielt dann auch der kaputte Trabbi eine neue Karosserie und ich verkaufte den Wartburg und behielt den dann praktisch "neuen" Trabant. Er steht noch heute in meiner Garage bei meinen Eltern und mein Vater nutzt ihn ab und zu, um mit ihm zum Angeln zu fahren.
Dann kam die Wende und mein zweites Autofahrerleben begann. Das erste "Westauto" war 1991 ein 320er BMW mit Automatikgetriebe. Er war neun Jahre alt und hatte 123.000 Kilometer auf dem Tacho. Ich fuhr ihn zwei Jahre und dann folgte mein erstes Neufahrzeug, ein Seat Toledo.
Der Seat wurde mein Gefährte für vier Jahre und 85.000 Kilometer. Bis auf die Wasserpumpe, die nach zwei Jahren undicht wurde und auf Kulanz gewechselt wurde, sah er die Werkstatt nur zu den Durchsichten.
Als er neu war, hatte ich aber ein Erlebnis, bei dem ich schon fast an höhere Mächte glaubte: Ich fuhr mit ihm das erste Mal Autobahn. Unser Ziel war der Winterurlaub in den Alpen, wohin wir seither regelmäßig zum Skilaufen fahren.
Die Tankanzeige zeigte etwa noch einviertel Füllung an. Es kam eine Tankstelle und ich schaute, wie weit es noch zur nächsten Tankstelle sein würde. Diese sollte in 34 Kilometer kommen. So dachte ich, dass wir es noch bis zu dieser schaffen würden und wollte weiterfahren. Auf Höhe der Einordnungsspur begann der Seat zu stottern. Nanu, was ist den nun? Ich ordnete mich gleich in die Einfahrt zur Tankstelle ein und der Seat gab seinen Dienst auf. Der Motor verstummte. Ich konnte aber noch den Schwung nutzen und rollte bis zur Tanksäule. Es stellte sich heraus, dass der Tank bis auf den letzten Tropfen leer war. Der Schwimmer des Gebers für die Tankanzeige war nicht richtig eingestellt. Es war wohl mehr Glück als Verstand, dass es genau auf Höhe der Einfahrt passierte. Oder doch höhere Fügung?
Dem Seat folgte dann ein Nissan Primera, den ich dann bis 1998 ohne Zwischenfälle fuhr. Diesem folgten im weiteren ein Toyota Avensis und 2003 ein Toyota Corolla Verso.
Anfügen muss ich noch, dass wir noch einige Zweitwagen fuhren, die ich meistens zum täglichen Pendeln zur Dienststelle genutzt habe. Es waren ein Seat Marbella, ein Renault Twingo und ein Ford Mondeo.
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